Im Alter gesund bleiben
Was können wir tun, um auch im hohen Alter noch ein gesundes, selbstbestimmtes Leben zu führen? Das haben wir Thomas Dorner, den neuen Leiter der Forschung und Lehre am Haus der Barmherzigkeit gefragt.
Der Public-Health-Experte Dr. Thomas Dorner ist seit etwa 20 Jahren im Bereich Geriatrie und Gesundheitsförderungsforschung tätig. In seiner neuen Funktion im Haus der Barmherzigkeit leitet er seit August die Akademie für Altersforschung, die sich in Forschungsprojekten mit dem gesunden, selbstbestimmten Altern befasst.
Nicht zuletzt der medizinische Fortschritt erlaubt uns, dass wir immer älter werden. Welche Antworten hat die Wissenschaft auf die Frage, wie wir gesund und selbstbestimmt altern?
Ganz wichtig ist, dass gesundes Altern nicht erst im hohen Alter beginnt, sondern spätestens mit der Geburt. Alles, was wir ein Leben lang für unsere Gesundheit tun oder unterlassen, hat Einfluss auf unsere Gesundheit im Alter. Es ist also ein sehr umfassendes Thema, dem sich in der Wissenschaft die Gesundheitsförderungsforschung intensiv widmet.
Und welche Antworten gibt uns die Forschung?
Es gibt hier zwei zentrale Prinzipien der Gesundheitsförderung: Einerseits muss es uns gelingen, Gesundheitsressourcen möglichst auszubauen. Und andererseits müssen wir Gesundheitsbarrieren abbauen.
Wo finden wir diese Ressourcen und Barrieren?
Zum Beispiel im Lebensstil, für den man sich bewusst oder unbewusst entscheidet. Eine sehr wichtige Ressource ist in dieser Hinsicht Bewegung und körperliches Training. Ebenfalls wesentlich ist die gesunde Ernährung. Eine Barriere im Lebensstil wäre hingegen klassisch gesundheitsschädigendes Verhalten wie zu hoher und regelmäßiger Konsum von Alkohol oder Tabak. Diese Dinge halten uns von einem gesunden Lebensstil ab.
Ist es im hohen Alter nicht zu spät, um zum Beispiel mit Fitness anzufangen?
Auf keinen Fall! In Studien, die wir schon vor langer Zeit am Haus der Barmherzigkeit durchgeführt haben, hat sich klar ergeben, wie wichtig körperliches Training auch im hohen Alter noch ist. Nämlich auf vielfache Weise. Wir haben damals ein Trainingsprogramm ausgearbeitet, an dem auch Bewohnerinnen und Bewohner mitgewirkt haben, die knapp unter 100 Jahre alt waren.
Nach wenigen Wochen hat sich gezeigt, wie sie durch das Training an Lebensqualität und Freude gewonnen haben und gleichzeitig die Anforderungen des täglichen Lebens besser bewältigen konnten. Zusätzlich haben sich auch die geistigen Fähigkeiten in der untersuchten Gruppe nachweislich verbessert. Diese Ergebnisse zeigen eindrücklich, dass es nie zu spät ist, die eigenen Gesundheitsressourcen durch körperliche Fitness zu stärken.
Und wie verhalten sich nun Gesundheitsbarrieren und -ressourcen zueinander?
Neben der Ebene des Lebensstils können auch auf persönlicher und sozialer Ebene sowie im Zugang zur Gesundheitsförderung Ressourcen aufgebaut werden. Ganz allgemein gilt: Je mehr Gesundheitsressourcen man hat, desto mehr Barrieren können dadurch ausgeglichen werden. Das funktioniert auch übergreifend. Im Alter hat man auf einige Barrieren möglicherweise keinen unmittelbaren Einfluss mehr. Dann sind die Gesundheitsressourcen in anderen Bereichen der Schlüssel, um dennoch ein gesundes und selbstbestimmtes Leben führen zu können.
Was können Pflegeeinrichtungen aus der Gesundheitsförderungsforschung lernen?
Wichtig ist das Selbstverständnis, dass Pflegeeinrichtungen nicht dazu da sind, um bloß Defizite auszugleichen. Sie sind vielmehr ein Ort, an dem Ressourcen wahrgenommen und ausgebaut werden. Das gilt für Gesundheitsressourcen von Bewohnerinnen und Bewohnern genauso wie solche von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Gesundheitsförderung in Pflegeeinrichtungen hat somit eine umfassende Bedeutung. Sie löst zwar nicht all unsere Probleme, aber sie unterstützt uns, mit Herausforderungen besser umgehen zu können.
Der Public-Health-Experte Dr. Thomas Dorner ist seit etwa 20 Jahren im Bereich Geriatrie und Gesundheitsförderungsforschung tätig. In seiner neuen Funktion im Haus der Barmherzigkeit leitet er seit August 2023 die Akademie für Altersforschung, die sich in Forschungsprojekten mit dem gesunden, selbstbestimmten Altern befasst.