Bio-psycho-soziale Aspekte im Langzeitpflegesetting

Die Lebensqualität älterer Menschen in der Langzeitpflege wird durch ein Zusammenspiel biologischer, psychologischer und sozialer Faktoren bestimmt. Im Haus der Barmherzigkeit untersuchen laufende Studien diese Aspekte und Wechselwirkungen, um gezielte Maßnahmen abzuleiten, die über medizinische Interventionen hinausgehen. Die Erkenntnisse dienen der Entwicklung einer ganzheitlichen, bedürfnisorientierten Betreuung.

  1. Ernährung und Essenserfahrung in der Langzeitbetreuung

Die Ernährung spielt eine zentrale Rolle für die Gesundheit und Lebensqualität älterer Menschen. Neben physiologischen Faktoren beeinflussen individuelle Essensvorlieben, das soziale Umfeld und strukturelle Gegebenheiten die Nahrungsaufnahme. Eine aktuelle Studie untersucht den Zusammenhang zwischen objektivem Ernährungszustand, subjektiver Essenserfahrung und wahrgenommener Lebensqualität. Die Ergebnisse werden dazu beitragen, Ernährungskonzepte gezielt zu verbessern und den individuellen Bedürfnissen der Bewohner:innen besser gerecht zu werden.

  1. Einsamkeit und soziale Isolation in der Langzeitpflege

Soziale Teilhabe ist ein entscheidender Faktor für das Wohlbefinden im Alter. Besonders in Langzeitpflegeeinrichtungen besteht das Risiko sozialer Isolation, da Bewohner:innen häufig mit gesundheitlichen Einschränkungen, kognitiven Defiziten und dem Verlust ihres bisherigen sozialen Netzwerks konfrontiert sind. Innerhalb einer Studie im Haus der Barmherzigkeit wird die Prävalenz von Einsamkeit und sozialer Isolation beleuchtet und die Nutzung sozialer und therapeutischer Angebote analysiert. Ziel ist es, herauszufinden, welche Faktoren die soziale Teilhabe begünstigen oder erschweren und wie bestehende Angebote optimiert werden können. Die gewonnenen Daten ermöglichen eine zielgerichtete Anpassung sozialer Programme, um das Wohlbefinden der Bewohner:innen nachhaltig zu verbessern. Langfristig soll das soziale Angebot in den Häusern evidenzbasiert weiterentwickelt werden, um Einsamkeit zu reduzieren und die soziale Teilhabe zu fördern.

  1. Entwicklung eines spezifischen Assessments zur Lebensqualitätserfassung*

Die Erfassung der Lebensqualität stellt insbesondere bei älteren, multimorbiden Menschen mit kognitiven und körperlichen Einschränkungen eine methodische Herausforderung dar. Viele gängige Messinstrumente setzen eine hohe kognitive Verarbeitung voraus und sind daher für diese Zielgruppe nur bedingt geeignet. Ein innovativer Forschungsansatz sieht die Entwicklung eines piktogrammgestützten Assessments in leichter Sprache vor, das sprachliche und kognitive Barrieren minimiert. Die gewonnenen Erkenntnisse können sowohl für die wissenschaftliche Evaluation als auch für die praktische Anwendung in der Betreuung genutzt werden, um Interventionen gezielt an den Bedürfnissen der Bewohner:innen auszurichten.

 

Ausführende: Akademie für Altersforschung; Klinisches Forschungsteam der medizinischen Abteilung Haus der Barmherzigkeit/ Seeböckgasse.

Zeitrahmen: Herbst 2024 – Herbst 2027