Frailty und Sarkopenie: Rechtzeitige Diagnose reduziert Risiken
Gemeinsam mit Prim. Dr. Georg Pinter, Facharzt für Akutgeriatrie, informierte Priv.-Doz. Dr. Thomas E. Dorner, Public-Health-Experte und Leiter der Akademie für Altersforschung am Haus der Barmherzigkeit, in der Ärzte Krone vom 6. September 2024 über das Frailty-Syndrom und der damit einhergehenden Sarkopenie.
Der Begriff „Frailty“ kommt aus dem Englischen und lässt sich mit „Gebrechlichkeit“ übersetzen. Trotz der Tatsache, dass 11% der über 65-Jährigen, 20-25% der über 85-Jährigen und 90% der Bewohner*innen in österreichischen Langzeitpflegeeinrichtungen vom Frailty-Syndrom betroffen sind, ist es eher unbekannt. Was genau versteht sich also darunter?
Was ist das Frailty-Syndrom?
Frailty ist ein geriatrisches Syndrom von hoher klinischer und gesellschaftlicher Relevanz. Das Syndrom ist ein altersassoziierter biologischer, psychischer und sozialer Prozess, unabhängig von spezifischen Krankheitszuständen, wird aber durch diese ausgelöst oder verstärkt. Symptome sind Schwäche, mangelnde Belastbarkeit, Gewichtsverlust und Sarkopenie – letzteres ist der Verlust von Muskelmasse und eine Abnahme der Muskelkraft. Dies hat nicht nur körperliche, sondern auch psychologische Auswirkungen: Bei einer solchen Gebrechlichkeit kann es zu Stürzen mit Knochenbrüchen, Behinderungen in den Alltagsfunktionen und Immobilität kommen, wodurch Betroffene zunehmend in ihrer Autonomie und Selbstständigkeit eingeschränkt werden.
Patient*innen mit Frailty haben höhere Komplikationsraten und benötigen daher eine adaptierte Versorgung sowie individualisierte Interventionen und modifizierte Standards. Die rechtzeitige Intervention reduziert das Risiko erheblich und stellt eine maßgebliche Herausforderung für Prävention, Früherkennung und Behandlung dar. Eine besondere Erwähnung verdient das Geriatrische Basisassessment (GBA), das an allen Akutgeriatrien in Österreich umgesetzt wird und das Ziel hat, einen individuellen, auf die Patient*innen maßgeschneiderten Therapieplan zu erstellen.
Unterschiede zwischen primärer und sekundärer Frailty
Bei primärer Frailty ohne erkennbarer zugrunde liegender Ursache ist körperliches Training zur Erhaltung oder Steigerung von Muskelmasse und Kraft unerlässlich. Dies kann im ambulanten Setting durch ein mobiles geriatrisches Team, in einer geriatrischen Tagesklinik oder (vor allem nach Folgeschäden) in einer Akutgeriatrie bzw. Remobilisation erfolgen. Gleichermaßen relevant ist eine adäquate, proteinreiche Ernährung, sodass eine frühzeitige Ernährungsberatung von großer Bedeutung für den weiteren Verlauf ist.
Sekundäre Frailty hingegen beschreibt Gebrechlichkeit in Folge einer anderen Erkrankung (beispielsweise COPD oder Herzschwäche). Hier ist die adäquate Behandlung der Grunderkrankung(en) wichtig. Ebenso können Schmerzen und Depressionen Auslöser für ein Frailty-Syndrom sein und sollten entsprechend fachgerecht behandelt werden. Weitere, tiefergehende Details können in der Ärzte Krone nachgelesen werden.
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Abbildung: Risikofaktoren, Pathogenese und Outcomes beim Frailty-Syndrom