Kärntner Landtagsenquete zur Zukunftsstrategie für die Pflege
Am 28. Mai 2024 wurde in der Enquete des Kärntner Landtages über Zukunftsstrategien der Pflege berichtet. Vortragende waren IMC-Krems-Institutsleiter Markus Golla, Nationalratsabgeordneter Christian Ragger, Hilfswerk-Geschäftsführer Horst Krainz und Thomas Dorner. Letzterer ist Leiter der Akademie für Altersforschung am Haus der Barmherzigkeit und Public-Health-Experte.
In seinem Vortrag „Entwicklung von Pflegebedürftigkeit und Pflegebedarf sowie Möglichkeiten der Prävention“ geht Thomas Dorner darauf ein, mit welchen Mitteln und Umstellungen eine gute Versorgung von älteren Menschen in Österreich gewährleistet werden kann und stellt vor, welche Indikatoren auf eine erfolgreiche geriatrische Versorgung hinweisen. „Eine Pflegebedürftigkeit beginnt meist mit Problemen in den Aktivitäten des täglichen Lebens“, erklärt Dorner. Was anfangs nur ein kleines Problem wie das Socken anziehen ist, kann später bis zum nicht mehr essen können oder mobil sein reichen und resultiert in einem Pflegebedarf inkl. Pflegepersonen.
Drei Stufen der Pflegeprävention
Neben der adäquaten Versorgung braucht es ebenso eine Pflegeprävention, um mithilfe vorbeugender Maßnahmen bestimmte Krankheiten verhindern zu können. Dabei wird zwischen primär, sekundär und tertiär unterschieden. Bei der primären Pflegeprävention geht es vor allem um die Verhinderung der Pflegebedürftigkeit und eine Erhöhung der Selbstständigkeit. Dazu zählen Umweltfaktoren wie Barrierefreiheit, digitale Lösungen und einfache Sitzbänke, um Pausen zu ermöglichen. Auch körperliche Aktivitäten und regelmäßige Trainingseinheiten sind wichtig. Die sekundäre Pflegeprävention beschäftigt sich mit der Verhinderung einer Institutionalisierung.
Obwohl die Familie ebenso einen höchstwichtigen Faktor bildet, sollte es Alternativen geben. An dieser Stelle kommt die tertiäre Pflegeprävention ins Spiel, die sich mit der Verhinderung von Über-, Unter-, Mangel- und Fehlversorgung beschäftigt. „Es könnte durchaus vorkommen, dass gleichzeitig ein Versorgungsbedarf der eigenen Kinder und andererseits ein Pflegebedarf der Eltern auftritt. Das kann auch eine Barriere sein – vor allem, wenn man sich mitten im Berufsleben befindet und viele Anforderungen erfüllen muss“, argumentiert Dorner. Daher darf sich nicht ausschließend auf die familiäre Pflege verlassen werden. Stattdessen sollen Alternativen wie Wohngemeinschaften, Pflegeheime, Pflegekrankenhäuser und auch Hospize bedacht werden. Ganz nach dem Motto: So intensiv wie nötig, so extensiv wie möglich.
Indikatoren einer erfolgreichen geriatrischen Versorgung
Letztendlich zeigt sich eine erfolgreiche geriatrische Versorgung sowohl in einer hohen Lebensqualität der zu versorgenden Personen als auch der Versorgenden. Insgesamt gibt es keine einzelne, bestimmte Lösung, sondern verschiedene Hebel, an denen angesetzt werden kann und muss. Beispiele sind Investitionen in die primäre Pflegeprävention, neue Versorgungsstrukturen und neue Berufsbilder zusätzlich zur Pflege.
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Horst Krainz, Markus Golla, Reinhart Rohr, Beate Prettner, Christian Ragger und Thomas Dorner bei der Kärntner Landtagsenquete.
Foto: LPD Kärnten/Wajand