Studie mit dem Karl Landsteiner Institut für Gesundheitsförderungsforschung

Eine Analyse von Daten der Gesundheitsumfrage der Statistik Austria (ATHIS 2014 und 2019) hat ergeben, dass bei Senior*innen über 65 Jahren eine steigende Gebrechlichkeit vorliegt. Die vom Gesundheitsministerium in Auftrag gegebene Studie vom Karl Landsteiner Institut für Gesundheitsförderungsforschung ist kürzlich in der „Wiener Klinischen Wochenschrift“ erschienen.

Beteiligt war neben der MedUni Wien auch die Akademie für Altersforschung am Haus der Barmherzigkeit. Erstautorin der Studie ist Gesundheitsforscherin Selam Nigussie Woldemariam, PhD. Erhoben wurde unter anderem, wie häufig es bei der Gruppe der über 65-Jährigen zu Einschränkungen in den Aktivitäten des täglichen Lebens (ATLs) kommt. Die Ergebnisse zeigen, dass fast jeder 5. Mann und jede 4. Frau deutliche Probleme dabei hat, den routinierten Alltag selbstständig zu bewältigen.

Männer berichten von weniger Schwierigkeiten

Verglichen wurden Umfragen aus den Jahren 2014 und 2019. Innerhalb dieser fünf Jahre ist die Gebrechlichkeit von Senior*innen deutlich gestiegen – vor allem Frauen sind betroffen. Während 2014 nur 2% der befragten Männer Probleme beim Kochen hatten, waren es 2019 bereits 10%. Bei den Frauen ist der Wert von 10% auf 19% gestiegen. Auch die Auswirkungen der sich kontinuierlich weiterentwickelnden Technik – darunter Smartphones oder Internet-Banking – und die damit einhergehende Überforderung machen sich bemerkbar: 12% der Männer haben 2019 Schwierigkeiten mit Finanzen, 2014 waren es nur 4%. Während es bei den Frauen 2014 noch 8% waren, sind es 2019 bereits 21% – der Wert hat sich fast verdreifacht, Tendenz steigend.

Leiter der Akademie für Altersforschung und Public-Health-Experte Dr. Thomas Dorner ist Studienautor und erklärt: „Männer haben mehr Muskulatur und kommen deswegen mit schwierigen Aktivitäten, die auch Kraft erfordern, länger zurecht. Durch bspw. Ehefrauen sind sie länger versorgt, weil Frauen länger leben. Bei manchen Aktivitäten fällt es vielleicht gar nicht auf, dass Männer nicht zurechtkommen, weil es die Frau erledigt.“

Faktoren und Präventionsmaßnahmen

Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand gebrechlich wird, hängt von vielen Faktoren ab: Bildungsgrad, Anzahl chronischer Erkrankungen, Sport und der Berücksichtigung empfohlener Ernährungsformen. Auch das Umfeld spielt eine wichtige Rolle. Gesundheitsexperte Dorner betont daher erneut die Wichtigkeit von körperlicher Fitness, um stets Prävention zu betreiben: „Jede Krankheitsprävention und jede adäquate Krankheitsversorgung ist eine Prävention der Pflegebedürftigkeit.“ Am 21. Juni 2024 berichteten auch das Ö1 Mittagsjournal und die ZIB 1 über die spannende Studie.

Artikel: „Trends over time in the deficit of (instrumental) activities of daily living in the Austrian population aged 65 years and older“