Studie zu Hitzetagen und deren Auswirkungen auf die alternde Bevölkerung

Eine neue Studie der Akademie für Altersforschung am Haus der Barmherzigkeit zeigt auf, dass die steigende Anzahl an Tagen, an denen die Temperaturen über 30 Grad liegen, zu einer hohen Belastung für die alternde Bevölkerung führt. Ob man in der Stadt oder auf dem Land lebt, macht dabei einen großen Unterschied.

Auf Basis der Auswertung aktueller europäischer Studienergebnisse kommen die Autor*innen Christina Fastl, Arne Arnberger, Vera Gallistl, K. Viktoria Stein und Thomas E. Dorner in ihrer Studie „Heat vulnerability: health impacts of heat on older people in urban and rural areas in Europe“ – veröffentlicht am 19. August 2024 in der „Wiener klinischen Wochenschrift“ – zum Schluss, dass die steigende Anzahl an Hitzetagen mit einer erhöhten Krankheitsanfälligkeit und Sterblichkeit einhergeht. „Vor allem ältere und chronisch kranke Menschen sind von den negativen gesundheitlichen Auswirkungen vermehrter Tage mit extremer Hitze betroffen“, so Thomas E. Dorner, Leiter der Akademie für Altersforschung am Haus der Barmherzigkeit und Public-Health-Experte.

Zu den hitzebedingten Gesundheitsbelastungen zählen unter anderem Hitzschlag, Diabetes mellitus, Bluthochdruck, ischämische Herzkrankheiten, Herzversagen und Herzrhythmusstörungen, Lungenerkrankungen, aber auch Verletzungen, Probleme bei den Aktivitäten des täglichen Lebens und psychische Störungen. Die besonders starken Hitzewellen im Jahr 2022 haben in Europa zu einer Übersterblichkeit mit 60.000 Todesfällen geführt.

Mehr Hitze in der Stadt, weniger Abkühlung auf dem Land

Im Fokus der Studie steht die Analyse räumlicher Unterschiede in der Hitzebelastung zwischen städtischen und ländlichen Gebieten in Österreich. Anhand der Auswertung von 170 Messpunkten im Verlauf von 30 Jahren zeigen die Autor*innen auf, dass in Österreich ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Bevölkerungsdichte und der Zahl der Hitzetage besteht. So gibt es in Städten tendenziell mehr Hitzetage als auf dem Land. „Ältere Menschen, die in städtischen Gebieten leben, sind aufgrund des städtischen Hitzeinsel-Effekts, des hitzefördernden Zusammenspiels typischer städtischer Bedingungen wie fehlender Grünraum in Kombination mit einem hohen Anteil an verbauten Flächen, besonders gefährdet“, so Dorner. Die meisten Hitzetage im Untersuchungszeitraum gab es in Wien mit durchschnittlich 27,5 Tagen pro Jahr mit Temperaturen über 30 Grad.

In weniger dicht besiedelten Gebieten, vor allem in Westösterreich, sind Hitzetage seltener. Aber auch am Land wird die zunehmende Anzahl von heißen Tagen für die ältere Bevölkerung immer relevanter, betont Dorner: „Auch wenn die Häufigkeit von Hitzetagen in ländlichen Regionen geringer ist, können die negativen Auswirkungen auf die Gesundheit der dort lebenden, tendenziell älteren Bevölkerung ebenso besorgniserregend sein.“ Ältere Menschen auf dem Land haben oft weniger Zugang zu Infrastrukturen, die ihnen helfen, mit extremer Hitze umzugehen wie Einkaufszentren, Bibliotheken, öffentliche Gebäude und Schwimmbäder. Darüber hinaus sind ältere Personen, die noch in der Land- oder Forstwirtschaft tätig sind, häufiger hohen Temperaturen ohne ausreichenden Schutz oder Flüssigkeitszufuhr ausgesetzt.

Aufgrund der höheren Anzahl an Hitzetagen in den Städten konzentriert sich der Großteil der Forschung zu den gesundheitlichen Konsequenzen auf Menschen in städtischen Gebieten. Die Autor*innen erkennen daher Nachholbedarf bei der Analyse speziell im ländlichen Raum.